Rotax Wasserstoff-Schneemobil Lynx HySnow erstmals im Pisten-Einsatz
- Das 2020 vorgestellte Konzept-Schneefahrzeug Lynx HySnow ist nun im Skigebiet Hinterstoder mit grünem Wasserstoff aus der eigenen Betankungsanlage im Echtbetrieb
- HySnow Wasserstoff-Projekt fördert die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs und trägt zur Dekarbonisierung des Wintertourismus bei
- Weitere Investitionen zur Industrialisierung und Serienfertigung von brennstoffzellenbasierten Fahrzeugen ausschlaggebend
- Projekt HySnow aus Mitteln des Klima- und Energiefonds im Rahmen seines Programmes "Leuchttürme der E-Mobilität" gefördert und umgesetzt in Kooperation mit der HyCentA Research GmbH, Fronius International GmbH, der Technischen Universität Graz, der Skiregion Hinterstoder und Wurzeralm sowie der ElringKlinger AG und der ECuSol GmbH
Gerade auch in Wintersportgebieten sind die Lärm- und Schadstoffreduktion sowie der Einsatz erneuerbarer Energiequellen ein stets wachsendes Thema. Um die Dekarbonisierung des Wintertourismus voranzutreiben, entwickelte das oberösterreichische Unternehmen BRP-Rotax ein mit Wasserstoff-Brennstoffzellen betriebenes Schneefahrzeug. Nun sind der Lynx HySnow sowie die ergänzende Wasserstoff-Betankungsanlage, die vor Ort grünen Wasserstoff erzeugt, erstmals im Skigebiet Hinterstoder im Echtbetrieb.
Im Rahmen des FIS Ski Weltcups im Februar 2020 präsentierte das Team, rund um die Projektleitung der R&D Abteilung von Rotax, das Konzept-Fahrzeug und die dazugehörige Infrastrukturlösung nach vier Jahren Forschung der Öffentlichkeit. Trotz Corona-Pandemie konnte das Gesamtsystem bestehend aus Photovoltaik- und Wasserstoffproduktionsanlage, Wasserstoff-Betankungsanlage sowie Schneemobil im Anschluss eine intensive Testphase in Hinterstoder unter realen Bedingungen durchlaufen. Diese bestätigte die Sicherheit und Verlässlichkeit der Innovation, u.a. die gewünschte Reichweite pro Betankung, auch bei extremen Umgebungstemperaturen.
Ganzheitliches Wasserstoff-Ökosystem in Hinterstoder
Der Lynx HySnow, der nur Wasserdampf emittiert und nahezu geräuschlos fährt, punktet mit einem drehmomentstarken elektrischen Antrieb sowie mit guten Betriebsmöglichkeiten bei kalten Temperaturen. Nach eineinhalb Jahren experimenteller Entwicklung am Prüfstand und im Fahrzeug kann das Brennstoffzellensystem nun bereits 120 Betriebsstunden vorweisen. Zudem ist das Fahrzeug von Rotax in ein wahres Wasserstoff-Ökosystem eingebettet: Zentraler Kern des Projektes ist die Wasserstoffproduktions- und Betankungsanlage, die in Zusammenarbeit mit Fronius entwickelt wurde. Sie erzeugt direkt neben der Piste grünen Wasserstoff für das Fahrzeug. Mit den Elektrolysemodulen konnten in 300 Betriebsstunden bereits 50 kg Wasserstoff produziert werden.
Der Strom zur Elektrolyse wird aus grünem Photovoltaik-Strom gewonnen, diese Anlage wurde von der ECuSol GmbH geplant und errichtet. Der entscheidende Vorteil des Wasserstoffsystems ist die schnelle Betankungszeit der Fahrzeuge von unter drei Minuten. Zudem können große Energiemengen einfach gespeichert werden. Dies sichert die Versorgung mit Wasserstoff über eineinhalb Monate auch bei schneebedeckter Photovoltaikanlage. Der Echtbetrieb wird über zwei Wintersaisonen stattfinden, bei dem im Vergleich zu Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor ein CO2-Ausstoß von vier Tonnen eingespart wird. Mit der Solarenergie im Sommer ist sogar eine Einsparung von elf Tonnen CO2 möglich. Finanzielle Unterstützung bekommt das Vorzeigeprojekt vom Klima- und Energiefonds.
Trotz Erfolgen erweist sich die Weiterentwicklung der emissionsfreien Wasserstofftechnologie weiterhin als herausfordernd. "Speziell die Verfügbarkeit geeigneter und kostengünstiger Systemkomponenten ist noch sehr eingeschränkt", so Wolfgang Rapberger, GM BRP-Rotax / Representative of the Management Board, über das laufende Projekt. "Im nächsten Schritt möchten wir einen speziellen Fokus auf die Industrialisierung, Modularisierung sowie Komplexitätsreduktion richten. Mit Fronius als Infrastrukturlieferant, ElringKlinger als Brennstoffzellenstack-
Grundstein für zukünftige Serienproduktion
"Wir freuen uns, den Lynx HySnow endlich im Echtbetrieb auf der Piste zu sehen und somit einen wichtigen Meilenstein nachhaltiger Antriebssysteme zu feiern. Das Projekt ist allerdings nicht nur für den alpinen Einsatz von wesentlicher Bedeutung. Unser Vorhaben soll die Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes im Bereich Wasserstoff vorantreiben und den Grundstein für eine zukünftige Serienproduktion von brennstoffzellenbasierten Fahrzeugen legen", so Wolfgang Rapberger.
Die Skiregion Hinterstoder und Wurzeralm, Partner des Projekts HySnow, freut sich über die bevorstehende Testphase im Alltagseinsatz. "Sämtliche Liftanlagen und Beschneiungsanlagen in den beiden Skigebieten Hinterstoder und Wurzeralm wurden schon immer aus erneuerbaren Energiequellen versorgt. Es ist mir daher ein großes Anliegen, dass wir auch im Bereich der Schneemobile und der Pistengeräte den Umstieg von fossilen Energieträgern auf erneuerbare Energie schaffen. Wir sind stolz, als Vorzeigeregion einen klimaneutralen Tourismusbetrieb erproben zu dürfen", so Helmut Holzinger, Vorstandsdirektor der Hinterstoder-Wurzeralm Bergbahnen AG.
Wasserstoff als Chance für Forschungs- und Wirtschaftsstandort Österreich
Das HyCentA der Technischen Universität Graz, eine der größten Forschungsstätten für Wasserstoff in ganz Europa, war als Projektpartner maßgeblich an der Entwicklung des grünen Wasserstoff-Ökosystem rund um den Lynx HySnow beteiligt. Alexander Trattner, Geschäftsführer und wissenschaftlicher Leiter der HyCentA Research GmbH, sieht in dieser Art von erneuerbarer Energie eindeutig die Zukunft der Mobilität: "Das Besondere am HySnow Projekt ist, dass der Nachweis der sauberen und sicheren Wasserstoffmobilität nicht nur im Labor, sondern im realen Maßstab in alpinen Umgebungsbedingungen erbracht wird. Dazu nutzt die HySnow Anlage mittels Photovoltaik die eigenen erneuerbaren Ressourcen vor Ort und erzeugt durch Elektrolyse von Wasser komplett emissionsfrei Wasserstoff. Das elektrische HySnow-Antriebskonzept bestehend aus Brennstoffzelle, Batterie und Wasserstoffspeicher stellt eine ressourcenschonende und kundenorientierte Lösung der Mobilität der Zukunft auch für Sonder- und Sportfahrzeuge dar."
Fronius ist mit rund 20 Jahren Erfahrung Vorreiter, wenn es um grünen Wasserstoff geht. "Nur wenn der Wasserstoff ökologisch erzeugt wird, kann die Dekarbonisierung der Mobilität gelingen", ist Martin Hackl, Global Direktor Sales & Marketing bei Fronius International, überzeugt. "Mit unserem Solhub haben wir bereits eine dezentrale Kompaktanlage zur Erzeugung, Speicherung und Nutzung von grünem Wasserstoff realisiert und unser Know-How im HySnow Projekt eingebracht." Für noch mehr Innovationen aus Österreich bündelt Fronius künftig all sein Expertenwissen an seinem neuen High-Tech Wasserstoff-Kompetenzzentrum in Steinhaus.
Im Brennstoffzellenstack wird Wasserstoff mit Umgebungsluft zu elektrischem Strom umgesetzt. Die verwendete Stackplattform "NM5" wurde vom Projektpartner ElringKlinger entwickelt und vollautomatisch produziert. Durch die geplante Serienproduktion ab Ende 2021 trägt ElringKlinger einen signifikanten Teil zum flächendeckenden Einsatz der Brennstoffzellentechnologie in mobilen Anwendungen bei.
Um den nachhaltigen Energieträger Wasserstoff zum Durchbruch zu verhelfen, soll im nächsten Schritt an Industrialisierungsmöglichkeit