Ob Motoren für zweiradbetriebene Fahrzeuge, der Einstieg ins Kart-Geschäft oder die Produktion von Sea-Doo Motoren: Rotax hat in seiner langen Geschichte immer wieder bewiesen, dass es mit seinen bahnbrechenden Antrieben neue Anwendungsfelder und Fahrzeugkategorien erfolgreich erschließen kann. Mit der Welt der All Terrain Vehicles visiert Bombardier 1999 den nächsten Markteinstieg an und setzt auch in dieser anspruchsvollen Fahrzeugkategorie auf die Zuverlässigkeit und Leistungsfähigkeit der Rotax Motoren. So kommt kurz vor der Jahrtausendwende das erste ATV-Modell von Bombardier auf den Markt. Der einfache und robuste Rotax Motor Typ 511 ist das Herz des ATV-Modells Traxter. Im Zusammenspiel mit dem Allradantrieb, der nasslaufenden Fliehkraftkupplung und einem Vorgelegegetriebe mit 15 Gängen, das über Wippen am Fahrzeuglenker bedient wird, soll jedes Gelände gemeistert werden. Und das bei möglichst hohem Komfort – der Traxter ermöglicht mit dem Durchstieg vor dem Fahrersitz nämlich ein besonders bequemes Aufsteigen. Die einfache Funktionsweise und die Robustheit des Rotax Motors haben ihren Preis. Die aufwendige und komplexe Fertigung führt zu hohen Produktionskosten, die den Markterfolg trüben. Das Rotax-Entwicklungsteam ist gefordert, Alternativen und effizientere Weiterentwicklungen zu erarbeiten. Eine Situation auf Messers Schneide: Als die Geschäftsführung die ATV-Entwicklung wieder beenden will, hat der damals in der Rotax-Entwicklungsabteilung arbeitende Michael Gumpesberger die entscheidende Idee. Ein kompletter Neustart – die Fehlkonstruktionen der Vergangenheit werden verworfen – bringt einen 400 ccm Motor mit Riementrieb hervor. Jenen Antrieb, der auch heute noch die Grundkonstruktion der ATV-Motoren darstellt.
Michael Gumpesberger erinnert sich im Interview aus dem Jahr 2019: „Es ist gelungen den Geschäftsführer zu überreden viel Energie in die Entwicklung zu stecken – das Modell 400 Outlander haben wir in Serie gebracht, das war sehr erfolgreich mit seinem wassergekühlten Rotax Motor mit Riementrieb. Darauf basieren noch die heutigen Modelle, etwa der Rotax Motor Typ 427. Das hat eine ganze Motorenfamilie begründet: Es fing mit einem Einzylinder an, der wurde dann von 400 auf 325 ccm verkleinert. Rotax musste alle Segmente marketingseitig abdecken. Dann machten wir noch einen zweiten Zylinder drauf und so weiter. Wir nannten diese Motorenfamilie ,Flex 2‘. Das war der Einstieg in das ATV-Geschäft.“